Let’s celebrate together lautet der Leitspruch! Vor allem in der interventionellen Radiologie findet sich eine große Bedeutung in der Diagnose und Behandlung von Patient*innen sowie in der Rettung von Menschenleben wieder. Die wichtige Rolle unserer Kolleg*innen im interventionellen Bereich und deren tagtägliche Leistungen müssen gesehen, geehrt und gedankt werden.
Der Studiengang Radiologietechnologie widmet sich im Rahmen des IDOR 2021 der interventionelle Koronarangiographie mit Schwerpunkt Myocard- bzw. Herzinfarkt. Unsere Berufskolleg*innen in der Koronarangiographie behandeln Notfallpatient*innen zu jeder Tages- und Nachtzeit und stehen auch während der Covid-Pandemie allezeit bereit um das Leben ihrer Patient*innen zu retten.
Was ist ein Myocardinfarkt?
Ein Myocard- oder auch Herzinfarkt ist ein akut lebensbedrohlicher Zustand, ausgelöst durch eine zugrundeliegende und häufig noch nicht diagnostizierte Erkrankung der Herzkranzgefäße.
Das Herz sorgt durch eine stätige Pumpbewegung für die Blutzufuhr und den Blutabtransport im menschlichen Körper. Dabei werden die unterschiedlichen Körpergewebe mit Sauerstoff versorgt und eine normale Physiologie des Menschen ist gewährt. Der Herzmuskel selbst muss wie auch jedes andere Körpergewebe mit Blut und somit Sauerstoff versorgt werden. Dafür sind die Herzkranzgefäße, die Koronararterien, zuständig, welche ihren Ursprung in der Hauptschlagader, der Aorta, nehmen und um den Herzmuskel verlaufen, sodass jeder Teil des Herzens ausreichend mit Blut versorgt wird.
Im Groben kann man die Herzkranzgefäße in folgende Hauptkranzgefäße unterteilen: Rechtsseitig wird das Herz von der right coronary artery (RCA) versorgt, linksseitig unterteilt sich die left coronary artery (LCA) in die left anterior descending (LAD) und die left circumflex (LCX). Zusätzliche gibt es noch Seitenäste mit kleineren Durchmessern. Wie auch in jedem anderen Gefäß des menschlichen Körpers, können sich Ablagerungen, sogenannte arteriosklerotische Plaques, in den Herzkranzgefäßen bilden, was zu einer Verminderung des Gefäßdurchmessers führt. Aus diesem Prozess heraus entsteht die Koronare Herzkrankheit (KHK), welche hauptursächlich für die Entstehung eines Herzinfarktes ist. Unter bestimmten Umständen können die Gefäßablagerungen im schlimmsten Fall ein Herzkranzgefäß soweit verengen oder verschießen, dass kein Blut in die zu versorgende Herzmuskelregion mehr gelangen kann. Im betroffenen Bereich besteht eine akute Unterversorgung mit Blut und somit Sauerstoff und das Herzmuskelgewebe stirbt an dieser Stelle ab und vernarbt. Durch diese Narbe kann das Herz je nach Schweregrad des Herzinfarkts in der Pumpleistung beeinflusst sein, was als Herzinsuffizienz bezeichnet wird. Um möglichst wenig Narbenbildung und damit verbundener Funktionseinschränkung am Herzmuskel zu erleiden, ist eine schnelle und effiziente Rettungskette von sehr großer Bedeutung. Bei der Behandlung von Herzinfarkten gibt es daher den Spruch „time is muscle“.
Je nachdem, welches der oben genannten Herzkranzgefäße betroffen ist, spricht man von einem Vorderwand- bzw. Hinterwandinfarkt. Das EKG ist dabei nicht nur von enormer Bedeutung für die initiale Feststellung eines Herzinfarktes, sondern kann bereits erste Aufschlüsse über Lokalisation und Schweregrad des Infarktgeschehens gewähren. Die Symptomatik von Herzinfarktpatient*innen kann sehr vielfältig sein und von leichten Schmerzen bis hin zum Herzstillstand reichen. Als typische Symptome versteht man allerdings meistens einen plötzlich auftretenden und starken Brustschmerz, ausstrahlend in den linken Arm oder die linke Schulter, Kaltschweißigkeit, Übelkeit und Erbrechen, Angstzustände und Pulsunregelmäßigkeiten. Im Zweifelsfall sollte immer die Rettung kontaktiert werden, da sich ein Herzinfarkt verschlimmern kann und das verengte Herzkranzgefäß dann unter Umständen irreparable wird. Wird ein Notruf getätigt, ist der erste Schritt der Rettungskräfte zumeist die Anfertigung eines EKG und ggf. die Verabreichung von herz-kreislaufstabilisierenden Medikamenten und/oder Schmerzmitteln. Da es sich um eine lebensbedrohliche Situation handelt, werden Herzinfarktpatient*innen als Akutfall in das Krankenhaus eingeliefert und umgehend behandelt.
Die Patient*innen werden in die Koronarangiographie überstellt, wo das interventionelle Team, bestehend aus Radiologietechnolog*innen, Kardiolog*innen und Gesundheits- und Krankenpfleger*innen, unter Durchleuchtung mit Röntgenstrahlung die Herzkranzgefäße untersucht und den verschlossenen Bereich darstellt.
Um das verschlossene Herzkranzgefäß therapieren zu können, muss zunächst festgestellt werden, an welcher Stelle der Gefäßverschluss lokalisiert ist und ob mehr als ein Herzkranzgefäß von der KHK betroffen ist. Für diesen Zweck wird ein spezieller Gefäßzugang an einer peripheren Arterie, häufig am Arm oder in der Leiste, gelegt, über welchen eine K0mbination aus sogenannten Führungsdrähten und Kathetern bis zu den Herzkranzgefäßen eingeführt wird. Durch Kontrastmittelgabe in die Herzkranzgefäße lässt sich sofort feststellen, wo der Gefäßverschluss stattgefunden hat. Sobald die Lokalisation des Herzinfarktes diagnostiziert wurde, wird die verschlossene Stelle mithilfe von Ballonkathetern und Stents therapiert. Ballonkatheter werden an der Eng- bzw. Verschlussstelle platziert und dehnen diese auf, sodass das Blut in die nachfolgenden Bereiche gelangen kann und der Herzmuskel wieder mit Sauerstoff versorgt wird. Um das Herzkranzgefäß dauerhaft offen zu halten, wird an dieser Stelle ein Stent implantiert, welcher als Gefäßstütze fungiert und einem erneuten Verschluss vorbeugen soll. Radiologietechnolog*innen haben während der Diagnostik und Therapie eines Herzinfarktes eine tragende Rolle und sind für die optimale Einstelltechnik am Durchleuchtungsgerät, die sterile Assistenz am Untersuchungstisch, die Protokollführung aller durchgeführten Maßnahmen und implantierten Materialien, sowie dem generellen Notfallmanagement und Durchführung von lebensrettenden Maßnahmen verantwortlich.
Die „Herzliche“ Seite in der Koronarangiographie
Das Interventionsteam in der Koronarangiographie besteht zumeist aus Personen unterschiedlicher Fachbereiche: Radiologietechnolog*innen arbeiten bei akuten Herzinfarkten Hand in Hand mit Kardiolog*innen, Intensivmediziner*innen und diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger*innen zusammen. Eine sehr enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und klare, unmissverständliche Kommunikation sind daher vor allem in diesem Setting von äußerster Bedeutung.
Darüber hinaus befinden sich die Patient*innen in einem absoluten Ausnahmezustand, welcher eventuell mit starken Schmerzen und Todesängsten verbunden ist und müssen daher vom interventionellen Team aufgefangen und beruhigt werden. Ein hohes Maß an Empathie und Fürsorge ist daher in der Koronarangiographie auch in Stresssituationen essentiell.
Andere Modalitäten für Koronardiagnostik
Im Falle eines Herzinfarktes ist die Koronarangiographie und -intervention der Golden Standard. Für die Nachbehandlung und die vor allem Vorbeugung eines solchen Ergebnisses und der zugrundliegenden Grunderkrankung KHK führen Radiologietechnolog*innen allerdings Herzuntersuchungen in einer Vielzahl an Bildgebungsmodalitäten durch. Darunter befindet sich beispielsweise das Calcium Scoring in der Computertomographie (CT), um verengte Herzkranzgefäße noch vor Ausbruch einer ausprägten Symptomatik festzustellen. Auch in der Magnetresonanztomographie (MRT) können die Herzkranzgefäße untersucht werden und Erkrankungen vorzeitigt diagnostizieren zu können. Als Nachsorge und Einschätzung der Narbenbildung am Herzmuskel nach einem Herzinfarkt können ebenfalls CT, MRT, Ultraschall und Nuklearmedizin als Bildgebung eingesetzt werden und werden von Radiologietechnolog*innen durchgeführt.
Hier steht das Infoplakat zum „Herzinfarkt“ auch als Download zur Verfügung.
Quellen:
Nikolaou, Konstantin; Kramer, Ulrich; Alkadhi, Hatem & Kreitner, Karl-Friedrich (2018). Radiologische Differenzialdiagnostik Herz und große Gefäße. 1.Auflage.Stuttgart: Thieme. DOI:10.1055/b-005-145238
Statistik Austria (2011). Herz-Kreislauf-Erkrankungen auch im Jahr 2010 führende Todesursache. Wien: Pressemitteilung Statistik Austria. Zugriff am 14.10.2021 unter: http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/056589.html
Statistik Austria (2021). Todesursachen Wien: Statistik Austria. Zugriff am 14.10.2021 unter http://www.statistik.at/web_de/statistiken/menschen_und_gesellschaft/gesundheit/todesursachen/index.html
Sehen, was andere nicht sehen
Modernste Technik, medizinisches Fachwissen, enger Kontakt zum Menschen: In der Radiologietechnologie fließen viele gesundheitsberufliche Aspekte ein, die wissenschaftlich fundierte Professionalität voraussetzen. Genau diese wird am Studiengang „Radiologietechnologie“ vermittelt – in einer persönlichen und familiären Atmosphäre, die von Lehrenden und Studierenden gleichermaßen geschätzt wird. Wussten Sie, dass der Studiengang österreichweit über ein einzigartiges Labor verfügt? Dieses einzigartige Labor ist in einer ehemaligen Röntgenordination untergebracht und erlaubt Studierenden den Großteil der wesentlichen Tätigkeiten des Berufsfeldes in sicherer und stressfreier Umgebung zu üben.
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Studiengang Radiologietechnologie
Miriam Moser
Studiengangsadministration