Künstliche Intelligenz in der medizinischen Diagnostik

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Vertreter des Organisationskomitees des AICI Forums und Panel der Podiumsdiskussion mit Moderator: K. Zatloukal (Graz), J. Wakkie (Amsterdam), F. Sardanelli (Mailand), W. Frank (Krems), K. Bühler (Wien), K. Hausegger (Klagenfurt), T. Kau (Villach), G. Grabner (Klagenfurt), J. Harrer (Graz), M. Ienca (Zürich)

Personalisierte Medizin und digitale Unterstützung sind in Zeiten großer nutzbarer Datenmengen untrennbar miteinander verbunden. Am 6. und 7. Dezember 2019 fand im Kongress-Center in Villach das 1. Internationale AICI Forum statt. Beim AICI – Forum („Artificial Intelligence in Clinical Imaging – Forum) diskutierten Experten aus unterschiedlichen Branchen den aktuellen und zukünftigen Status der künstlichen Intelligenz (KI) in der Medizin.

„Die besten Resultate lassen sich durch Kombination von menschlicher und künstlicher Intelligenz (KI) erzielen.“ Was sich wie ein diplomatisches Schlussplädoyer zum 1. internationalen AICI Forum liest, ist mittlerweile für viele Bereiche der Bilddiagnostik durch Studien belegt. Die rund 250 TeilnehmerInnen der interdisziplinären Konferenz in Villach dürften überrascht gewesen sein, wie groß der Bedarf an ärztlicher Erfahrung, Wissen und Entscheidungskompetenz in Zeiten des digitalen Wandels ist. Schon in der verantwortungsvollen Entwicklung verlässlicher Algorithmen und erst recht in der sinnvollen Anwendung von KI-Software.

„Deep learning“ – ein Teilbereich des maschinellen Lernens, der neuronale Netzte nachahmt und große Datenmengen nutzt – hat die Spitze des Hypes gerade hinter sich gelassen. Erste Enttäuschungen beginnen sich bei jenen Strömungen einzustellen, die auf das Duell Mensch versus Maschine im klinischen Alltag gesetzt haben. Umso erstaunlicher sind aber die Ergebnisse KI-unterstützter Programme in gut umrissenen Anwendungen und klar definierten Fragestellungen. Diese zielen vor allem auf solche Aufgaben ab, die Ärzten/Ärztinnen und Angehörigen technischer Medizinberufe häufig keine Herzensangelegenheit sind: repetitive Arbeitsschritte, Quantifizierungen, Nachbearbeitung, Multitasking unter Zeitdruck und ähnliche. Während komplexe klinische Szenarien und Befundmuster erwartungsgemäß hohe Hürden auch für lernende KI darstellen, dürfen wir gespannt sein, was der Medizinproduktemarkt schon bald für Screening-Situationen zur Verfügung stellen wird.

Personalisierte Medizin und digitale Unterstützung sind in Zeiten großer nutzbarer Datenmengen untrennbar miteinander verbunden. Es soll daher nicht verwundern, wenn wir dank KI und steigender Rechnerkapazitäten auf neue pathologische Phänotypen stoßen würden, wo wir sie bisher aufgrund unterschiedlichen Therapieansprechens lediglich vermutet hätten. Wie bei allen Werkzeugen in der Medizin stellt sich die Frage nach der Verantwortung für Unzulänglichkeiten, Fehler und Missbrauch. Es wird eine geteilte Verantwortung sein müssen, so eine Schlussfolgerung aus der spannenden Podiumsdiskussion im Rahmen des AICI Forums. Das setzt natürlich voraus, dass medizinische und technische Ausbildungsformen demnächst auch vermitteln, wie KI-Algorithmen „ticken“.

Die nächste Chance, ein realistisches Bild von künstlicher Intelligenz in der medizinischen Diagnostik zu bekommen, bietet sich am 30.–31. Oktober 2020 im Casineum Velden. Auch beim 2. AICI Forum werden dank des unkonventionellen Konzepts wieder zahlreiche internationale ExpertInnen aus den verschiedensten Bereichen am Podium stehen. Und im Programm? Ein Mix unterschiedlicher Formate für ein diverses Publikum: Vom „Primer“ für EinsteigerInnen über Keynote-Präsentationen bis zur Podiumsdiskussion. Organisiert wird das AICI Forum in enger Kooperation mit dem Human.technology Styria Cluster, der FH-Kärnten, der Universität Klagenfurt und der KABEG unter Federführung von Prim. Dr. Thomas Kau.