14 Tage im Leben einer Sozialarbeiterin

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Lena Grünauer erzählt über ihr Praktikum in einer Bahnhofsmission und verrät uns in einem kurzen Interview warum sie sich für das Studium der Soziale Arbeit entschieden hat.

Wenn das Leben aus der Spur gerät, dann brauchen Menschen Hilfe. Lena Grünauer, Studentin der Sozialen Arbeit, hat ihr Praktikum bei der Bahnhofsmission in Frankfurt am Main absolviert. In Ihrem Bericht schreibt Frau Grünauer über Ihre Erfahrungen mit Menschen in akuten Nöten und existenziellen Notlagen.

In der ersten Woche arbeitete ich jeweils von 07:00 bis 15:00 Uhr, in der zweiten Woche von 13:00-21:00 Uhr. Somit konnte ich sowohl die Aufgaben der Früh- und der Spätschicht kennenlernen. Leider ergab sich für mich nicht die Möglichkeit einen Einblick in die Nachtbereitschaft zu erhalten.

DIE BAHNHOFSMISSION ALS ANLAUF-, BERATUNGS-, INFORMATIONS- UND WEITERVERMITTLUNGSSTELLE

Die Bahnhofsmission ist eine soziale Einrichtung direkt im Frankfurter Bahnhof, welche sich die Aufgabe gemacht hat, Menschen in verschiedensten Notlagen zu helfen. So können Menschen mit Beeinträchtigungen (oftmals Seh-, Geh- oder geistig beeinträchtigte Menschen) oder Menschen, die aus anderen Gründen Hilfe benötigen (beispielsweise eine Mutter mit vier Kindern und viel Gepäck) sich bei der Bahnhofsmission anmelden, um Hilfe bei einem Umstieg zu erhalten. Sie werden also direkt an ihrem Abteil an der Haltestelle abgeholt und zu ihrem Anschlusszug gebracht. Verpassen sie einen Zug, so haben sie auch die Möglichkeit sich in der Bahnhofsmission aufzuhalten.

Außerdem wird morgens, mittags und abends mit jeweils einer Stunde Pause Kaffee und Tee angeboten. Jede*r kann kommen und kostenlos ein Getränk trinken, was besonders im Winter für Wohnungslose einen Ort bietet, an dem sie sich wärmen und andere Menschen treffen können. Die Bahnhofsmission hat außerdem einen Notschlafplatz, der Menschen zur Verfügung gestellt wird, die keine Möglichkeit auf einen anderen Schlafplatz haben, jedoch dringend einen benötigen. Des Weiteren gibt es den „Raum der Stille“, in dem Menschen jeder Religion die Möglichkeit haben, zu beten und Ruhe zu finden. Auch gibt es einen Spielraum für Kinder, sodass z.B. Schulklassen, die eine längere Wartezeit am Bahnhof zu überbrücken haben, diesen nutzen können. Haben Menschen Redebedarf, so können sie auch zur Bahnhofsmission kommen und sich dort mit den Mitarbeiter*innen unterhalten und mit ihnen ihre Sorgen teilen.

BEI DER BAHNHOFSMISSION IST JEDER WILLKOMMEN

Bei der Bahnhofsmission ist also jede*r willkommen, der*die am Bahnhof verweilt und in irgendeiner Form das Angebot der Bahnhofsmission nutzen möchte, auch wenn es nur darum geht, eine halbe Stunde im Warmen zu sitzen, während man auf den Zug wartet.

Während meines Praktikums habe ich viel erlebt, ich konnte in die gesamte Arbeit der Bahnhofsmission einen sehr guten Einblick gewinnen und bei den meisten Aufgaben aktiv mitarbeiten oder diese alleine erledigen. Mein Chef ist sehr engagiert, er hat mir gute Einblicke in die Arbeit gegeben, indem er mich beispielsweise in ein Gespräch mit dem Jugendamt, welches in manchen Fällen eng mit der Bahnhofsmission zusammenarbeitet, mitgenommen hat oder mir andere Einrichtungen, welche in Kontakt zur Bahnhofsmission stehen, gezeigt. So bekam ich an einem Tag einen guten Eindruck von einem der Druckräume in Frankfurt, was ich persönlich sehr spannend und interessant fand. Da ich bei Problemen stets um meine Meinung gefragt wurde, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt gerade erst ein Semester studiert hatte, bot sich für mich auch die Möglichkeit, Besprechungen als „Teil des Teams“ mitzuerleben und zu erfahren, wie man auftretende Probleme im Kollektiv lösen kann.

Sehr wichtig war mir viel Zeit im Café zu verbringen, um dort in Kontakt mit den Besucher*innen zu treten (in vielen Fällen waren suchterkrankte und wohnungslose Menschen dort). Da viele das große Bedürfnis haben, sich mit anderen auszutauschen, hatte ich die Möglichkeit, mit ihnen über ihr Leben und ihre Probleme zu sprechen. Dadurch lernte ich auch, wie man Menschen richtig zuhört und ihnen ein gutes Gefühl beim Erzählen gibt. Die Geschichten und Erfahrungen, die die Besucher*innen mit mir teilten, waren sehr interessant und bestärkten mich darin, im Bereich von Suchterkrankungen und Wohnungslosigkeit zu bleiben.

DIE VERNETZUNG VON SOZIALEN EINRICHTUNGEN IST ESSENTIELL

Auch wurde mir durch das Praktikum klar, wie wichtig es für eine soziale Einrichtung ist, mit anderen Einrichtungen vernetzt zu sein, da besonders in der Bahnhofsmission eng mit anderen Einrichtungen, wie anderen Notschlafstellen, Obdachlosenheime, Tafeln, Frauenhäuser, Drogenentzugseinrichtungen usw., aber auch dem Jugendamt und der Polizei zusammenarbeitet.

Alles in allem hat mir das Praktikum sehr gut gefallen. Ich konnte viel über einen „normalen Arbeitsalltag“, aber auch über die Probleme, die damit zusammenhängen, lernen. Mit einem Besuch im Druckraum, konnte ich Einiges über Suchterkrankungen und Entzugsverfahren lernen.

Lena Grünauer

 

Warum haben Sie sich gerade für diesen Praktikumsplatz entschieden?
Weil ich durch die Bahnhofsmission die Möglichkeit hatte, in mehrere Bereiche der Sozialen Arbeit einen Einblick zu bekommen und mit sehr vielen unterschiedlichen Menschen, die zur Bahnhofsmission kamen, in Kontakt treten konnte.

Was würden Sie Menschen raten, die gerade vor der Entscheidung stehen, ob sie ein Studium im Sozialen Bereich aufnehmen sollen?
Ich kann jedem*r nur empfehlen, ein Studium im Sozialen Bereich aufzunehmen, da es sehr vielseitig ist und man nach dem Studium eine große Auswahl an Richtungen im Beruf selber, aber auch in Weiterbildungsmöglichkeiten hat. Da man durch das Studium einen guten Überblick über die verschiedenen Bezugswissenschaften (Psychologie, Pädagogik etc.) bekommt, besitzt man nach dem Studium ein breit angelegtes Wissen.

Warum haben Sie sich für ein Studium an der FH Kärnten entschieden?
Ausschlaggebend war für mich die geografische Lage. Der Campus Feldkirchen liegt sehr schön gelegen. Es ist recht ruhig aber man ist trotzdem sehr schnell in den größeren Städten und zu jeder Jahreszeit gibt es viele reizvolle Outdoor-Aktivtäten. Abgesehen davon habe ich viel Positives über die FH Kärnten bzgl. der Professor*innen, des Lernklimas usw. gelesen, was mich weiterhin darin bestärkt hat, mich dort um einen Studienplatz zu bewerben.

Ihr Studium in vier Worten?
abwechslungsreich
spannend
zukunftsorientiert
wirkungsvoll


Wir bedanken uns für das Interview und wünschen weiterhin viel Erfolg!