Architektur Festival TURN ON

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Das Architektur Festival TURN ON präsentiert ambitionierte Architektur, es informiert zum aktuellen Baugeschehen und spricht brisante Themen an. TURN ON gibt „Impulse für die Zukunft”. Es steht zugleich für die kritische Reflexion des zeitgenössischen Baugeschehens und stellt den Dialog unterschiedlicher Disziplinen und Sparten in den Mittelpunkt.

All diese Themen waren am 7. und 8. März in zwei Programmschienen mit zahlreichen Vorträgen gefasst. Dabei wurden ausgewählte Projekte vorgestellt, Metaebenen der Architektur berührt und praktische bzw. pragmatische sowie politische Fragen des Bauens diskutiert. Die Architekturlehrenden Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger referierten über das Projekt „Sprungturm Millstatt“ und über das mehrmals ausgezeichnete Projekt „Kindergarten in Unterach am Attersee“.
 

Sprungturm Millstatt

Ganzheitliche Revitalisierung
Ein Bewusstsein für Materialität kennzeichnet auch die Arbeit von Hohengasser Wirnsberger in einer anderen Alpenregion, nämlich in Kärnten. Dieses Bewusstsein verbinden Sonja Hohengasser und Jürgen Wirnsberger mit einem Gespür für die Wechselwirkung zwischen Architektur und Sozialstruktur, die gerade in ländlichen Regionen, wo ein einzelnes Bauwerk eine Schlüsselrolle für das Gemeinwesen erfüllen kann, von enormer Relevanz ist. Ein frühes und seltenes Glanzstück der Tourismusinfrastruktur, der 1930 eingeweihte Sprungturm Millstatt, wurde von Hohengasser Wirnsberger sorgfältig restauriert. In einem damals für die Region ungewöhnlichen Eisenbetonverfahren errichtet, das auch von Auguste Perret verwendet wurde, stellte der zwischen filigran und massiv balancierende Turm laut Friedrich Achleitner einen „kleinen plastisch-konstruktiven Geniestreich“ dar.

Anfangs Bestandteil einer globalen Sprungturmkultur, wurde er in der Nachkriegszeit zum Wahrzeichen des Ortes, 2009 jedoch aus Sicherheitsgründen geschlossen. Die Restaurierung des denkmalgeschützten Turms setzte auf möglichst geringe Veränderung des Erscheinungsbildes; auch bei der notwendigen Erhöhung des Geländers wurde dessen luftiger „Reling“-Charakter bewahrt.

Kindergarten Unterach am Atterseee

Eine feinfühlige Auseinandersetzung mit dem Bestand prägt auch den Umbau des Kindergartens Unterach am Attersee (mit Architekt Erhard Steiner). Hier wurde der Kindergarten nicht nur als identitätsstiftendes Bauwerk, sondern auch in seiner funktionalen Rolle im Ort von Beginn an gewürdigt. Ein Weiterbauen mit Respekt vor der Substanz, vor dem umgebenden Raum und vor der sozialen Struktur der Gemeinde. Folgerichtig wurde an den freistehenden Bau aus dem Jahr 1898 nicht angebaut, sondern aus dem Innenraum heraus gedacht. Im bisher unausgebauten Dachgeschoß wurden neue Räume geschaffen; der in Holzlamellen aufgelöste Giebel wurde nach außen zum Zeichen des Neuen im Alten. Da die Baukulturvermittlung für Hohengasser Wirnsberger, die seit langem an der FH Spittal/Drau lehren, ein wesentliches Anliegen ist, wurde auch in Unterach die Architektur für Kinder erfahrbar gemacht. Dies geschieht ganz ohne erhobenen Zeigefinger oder anbiedernde Farbgebung, sondern durch Materialien wie Holz, Lodenstoff und Linoleum, die zum Berühren und Benutzen einladen.

Zum Vortrag:
https://www.turn-on.at/turn-on_20/program.php?id=463

INFO! Das Festival wurde im Jahr 2003 von Margit Ulama gegründet und findet seitdem alljährlich im Frühjahr statt.

Hier geht’s zur Website:
https://www.turn-on.at/turn-on_20/index.php