71. Digitaldialog | Digitalisierung in der Landwirtschaft

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v.l.n.r.: Siegfried Spanz (FH Kärnten), Mario Fallast (smaXtec), Guido Breitenhuber (Joanneum Research), Landeshauptmannstellvertreterin Dr.in Gaby Schaunig (Land Kärnten), Gernot Paulus (FH Kärnten), Christian Tengg (Unser Lagerhaus), David Tatschl (Silicon Alps)
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Am 4. Februar fand an der FH Kärnten auf dem Campus Villach der 71. Digitaldialog zum Thema „Digitalisierung in der Landwirtschaft“ statt. Vier Experten aus den Bereichen Wissenschaft, angewandte Forschung, Unternehmen und Praxis beleuchteten das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln.

Siegfried Spanz, Geschäftsführer der FH Kärnten, begrüßte das Publikum, allen voran Gaby Schaunig – die ebenfalls ein paar Worte an das interessierte Publikum richtete – sowie weitere VertreterInnen der Kärntner Landesregierung, Maria-Luisa Hadwiger (Stadt Villach), David Tatschl (Geschäftsführer Silicon Alps), Eva Eggeling (Fraunhofer Austria Research GmbH) und weitere Vertreter von der Landwirtschaftskammer Kärnten und Steiermark sowie von Joanneum Research.

Farm Management Systeme
Eröffnet wurde der Digitaldialog von Christian Tengg, Spartenbereichsleiter Agrar bei „Unser Lagerhaus“. Er referierte über „Farm Management Systeme“ und welche Anwendungen in der Praxis eingesetzt werden. Es ging unter anderem um das Thema, wie die Bevölkerung in Zukunft ernährt werden soll. In den Jahren von 1900 bis 1950 hat ein Landwirt noch vier Menschen ernährt, im Jahr 2012 musste dieser bereits 129 Menschen ernähren. Seit zwei Jahren beschäftigt sich „Unser Lagerhaus“ mit Digitalisierung und der Chance, transparenter zu produzieren. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass die technologische Entwicklung von der Mechanisierung der Landwirtschaft über Big Data zu voll integrierten Farm Management Systemen führt. Vorteile liegen in der Berechnung von Düngermengen sowie in der Durchführung von Bodenproben mittels Satellitenkarten. Robotik beispielsweise kann bei der Unkrautbekämpfung oder Herbizidbehandlung eingesetzt werden. Tengg spricht weiters von Wettervorhersagen in Echtzeit, die mittels der Lagerhaus Wetter App möglich wird. “Die Digitalisierung kann den Landwirten unterstützen, ökonomischer, ökologischer und effizienter zu arbeiten und zum Konsumenten hin, sich noch mehr zu öffnen,” sagt der Agrar-Spartenbereichsleiter von „Unser Lagerhaus“.

Moderne Sensorik für gesunde Kühe
Digitaldialog-Referent Mario Fallast hat 2009 das Unternehmen smaXtec mitgegründet und in den letzten zehn Jahren den Werdegang des Unternehmens in verschiedenen Positionen maßgeblich mitgestaltet. Nach einigen Jahren als Leiter des Innovationsmanagements ist er nun im Bereich External Relations tätig. In seinem Vortrag befasste er sich mit moderner Sensorik für gesunde Kühe und mit Informationen, welche in modernen Milchviehbetrieben mithilfe des smaXtec-Systems bereits auswertbar sind. So kann mittels der Sensorik z. B. das Trinkverhalten überwacht und vorab Fütterungsprobleme sowie eventueller Hitzestress erkannt werden. Auch eine frühzeitige Benachrichtigung von Abkalbungen ist dadurch möglich.

agROBOfood Netzwerk
Guido Breitenhuber als Vertreter von Bernhard Dieber (Institut Robotics bei Joanneum Research) klärte über das agROBOfood Netzwerk auf, ein europäisches Projekt zur Vernetzung von Technologieanbietern im Agri-Food Bereich mit Fokus auf den Einsatz von Robotern. Herausforderungen wie die Überalterung der Bevölkerung und die arbeitsintensiv werdende Landwirtschaft verlangen nach neuen Lösungen und Maschinen. Drohnen und Robotik können die Arbeit der Landwirte erleichtern, welche in Folge zu „BeifahrerInnen“ im eigenen Fahrzeug werden. Im Lakeside Park in Klagenfurt gibt es das Robotik-Institut seit 2015. Im Institut werden moderne Anwendungen im Bereich Robotik erforscht.

Digitale Transformation in der Landwirtschaft
Gernot Paulus, Professor am Studiengang IT-Geoinformation und Umwelt/Spatial Information Management an der FH Kärnten, spricht abschließend über die digitale Transformation in der Landwirtschaft und den Einsatz von Unmanned Aerial Systems („Drohnen“). Er betreibt seit 2011 angewandte Drohnenforschung in Projekten wie u. a. die Vermessung des Wörthersees in 3D oder beim Hochwasser-Monitoring im Gailtal. Drohnen stellen eine der Schlüsseltechnologien der Digitalisierung und der digitalen Transformation in der Landwirtschaft dar. Er zeigt Best-Practice Beispiele aus aktuellen Forschungsprojekten, wie u.a. die digitale Transformation am Beispiel des Weinbaus angewendet wird.

Die anschließende Diskussion mit allen vier Rednern zeigt, dass eine lückenlose Vernetzung mit der Veterinärmedizin noch nicht gegeben ist und Landwirte über die Weitergabe von Daten selbst entscheiden. Damit der Einsatz von Drohnen und / oder Robotern auch für mittelständische Betriebe leistbar wird, werden Maschinengemeinschaften empfohlen. Der Einsatz von Melkrobotern existiert bereits seit 15 Jahren, 60 davon gibt es bereits in Kärnten. Beim Einsatz von Drohnen sind auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen zu beachten und die Verantwortung vergleichbar mit jenen eines Piloten.

Adrijana Car, Professorin am Studiengang IT-Geoinformation und Umwelt, moderierte die Veranstaltung und verwies auf den 72. Digitaldialog am 31. März zum Thema „Robotics“.